Diese Seite ist dem Women’s Literacy Project of Gulabgarh (Region Paddar, Bundesstaat Jammu & Kashmir, Indien) gewidmet. Das Projekt, im November 2010 von Tashi Chering ins Leben gerufen, hat das Ziel Analphabetismus unter Frauen in dieser Region zu bekämpfen.

Dienstag, 23. Juli 2013

Beschreibung meines Austausches mit den Frauen vom Women‘s Literacy Project von Alessandro Bordoli


Obwohl ich nicht die Möglichkeit hatte, die Frauen des Women’s Literacy Project zu unterrichten, hatte ich das große Vergnügen sie am Freitag vor meiner Abreise beim Schul-Picknick zu treffen. Ich saß mit ihnen einige Zeit zusammen, und obwohl es sprachliche Barrieren gab, waren wir irgendwie in der Lage uns auszutauschen.

Eine der Frauen erzählte mir durch einen Lehrer, der in der Nähe stand, dass sie mehr als alles andere mit mir sprechen wolle, um ihr Herz auszuschütten, über ihr Dorf, ihr Leben und ihren Wunsch zu erzählen, lesen und schreiben zu lernen, aber dass sie leider nicht in der Lage sei, dieses zu tun. Dies war ein wirklich bewegender Moment für mich, an den ich immer denken werde.

Alle Frauen zeigten ihre große Wertschätzung für meinen Besuch in ihrem Dorf und zeigten große Gastfreundschaft indem sie versuchten alles zu tun, damit ich mich wie zu Hause fühlen konnte. Sie waren sehr stolz auf ihre Kultur, aber äußerten auch den großen Wunsch ihren Unterricht in der Zukunft fortsetzen zu können, um grundlegende Lese-und Schreibkenntnisse zu erlangen. Ihre Geschichten waren berührend und ihre Hingabe und Ausdauer machten mich stolz auf die bisherige und weitere Arbeit des Women’s Literacy Project. Es ist eine Organisation, die sich für die grundlegende Veränderung des Lebens dieser Frauen zum Besseren einsetzt, und ich bin so stolz, dass Mari, Andrea und Tashi mir die Möglichkeit gegeben haben, mich mit einem kleinen Beitrag an einem so wichtigen Projekt zu beteiligen. Ich glaube aufrichtig, dass Bildung in einer Weise Fenster und Türen für neue Chancen öffnet, wie es andere Dinge nicht können und ich denke, dass dies besonders durch die Ausbildung von Frauen deutlich wird, die eine ausstrahlende Wirkung auf das ganze Dorf hat. Die Gelegenheit diese Ausbildung und das Fortschreiten des Projekts zu sehen, wenn auch nur für eine Woche, war der Höhepunkt meiner gesamten Reise nach Indien.


Freitag, 19. Juli 2013

Beschreibung meiner Arbeit in der Himalayan Cultural School von Alessandro Bordoli


Ich habe in der Himalayan Cultural School nur für drei Tage gearbeitet: Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Doch auch hier hatte die kurze Erfahrung eine große Bedeutung für mich. Ich konnte mit verschiedenen Klassen arbeiten, so dass ich mit Kindern in ganz unterschiedlichen Altersstufen arbeiten konnte: von sehr kleinen Kindern mit wenig Englisch-Kenntnissen, bis zu älteren Kindern, die bereits mehrere Jahre Englisch gelernt haben. Die Kinder zeigten mir alle ihre große Dankbarkeit dafür, dass ich gekommen bin, um sie zu unterrichten. Ich habe versucht ihnen Abläufe  im Unterricht zu zeigen, die sie so wahrscheinlich nicht gewohnt waren, um sie aus ihrer Komfortzone zu bringen und so anzufangen mit der englischen Sprache auf neue Weise umzugehen: durch Gruppenarbeit, Sprechen vor ihren Altersgenossen, Erstellung von Präsentationen für die Klasse, sich selbst auszudrücken durch kurze Aufsätze, usw.


Ich fand die Arbeit sehr lohnend, denn auch schon nach drei Tagen konnte ich sehen, dass ich einen Einfluss auf die Schüler hatte. Sie reagierten sehr gut auf meine Herausforderungen, wenn auch, wie erwartet, mit ein wenig anfänglichem Zögern. Und ich glaube, dass sie Spaß am Unterricht hatten.


Zwischen den Unterrichtsstunden, wenn ich mit den Kindern zusammen sitzen und reden konnte, als Freund und nicht nur als Lehrer, hatte ich den besten Austausch. Alle Schüler zeigten ein wirkliches Interesse an meinem persönlichen Leben: wo ich herkomme, wie meine Familie so ist, was ich mache um Spaß zu haben. Zudem waren sie bemüht, mir ihre eigene Kultur und die Art ihres Lebens zu zeigen. Sie waren sehr stolz auf ihr Dorf und die schöne Umgebung und ich lernte einiges über den Ort von den Kindern. Ihr Ehrgeiz und ihre Lebendigkeit haben mir eine zusätzliche Motivation gegeben, möglichst bald wieder zurückkehren zu wollen, um beim Unterrichten zu helfen.



Montag, 15. Juli 2013

Ein Volunteer-Reise Gulabgarh von Alessandro Bordoli

Ich verbrachte eine Woche in Gulabgarh und obwohl meine Zeit begrenzt war, hat der Ort einen immensen Eindruck auf mich hinterlassen. Die Reise dorthin, von den nächstgelegenen Flughäfen Srinagar und Jammu, ist lang und folgt tückischen Straßen durch die Berge entlang beeindruckender Gipfel. Wenn man dahin reist, bekommt man wirklich das Gefühl, dass man an einen weltabgelegenen Ort reist, was für mich eine neue Erfahrung war. Als ich endlich in Gulabgarh ankam, erschöpft, war ich von der besonderen Schönheit dieses Ortes begeistert. Das Dorf liegt am Ufer eines Flusses und ist umgeben von hohen und schneebedeckten Gipfeln. Es schmiegt sich zwischen Fluss und Berge fast so, als ob es an der Stelle fallen gelassen worden wäre, und das Gefühl, das ich bekam, als ich zum ersten Mal durch das Dorf ging, war das überwältigende Gewahrwerden weit weit weg von der mir bekannten Welt zu sein. Die Ruhe und die Schönheit des Ortes füllen alle Sinne und produzieren ein Gefühl an einem der schönsten Orte auf der Erde zu sein; einem Ort, der noch weitgehend von den Einflüssen der Menschheit unberührt ist.

In der Woche in Gulabgarh war ich bei einer Familie aus dem Dorf untergebracht und ich bekam schnell ein Gefühl dafür, wie das Leben im Dorf aussieht. Strom ist nicht immer vorhanden, genauso wenig wie fließendes Wasser. Das Telefonnetz funktioniert nicht gut und Internet gibt es gar nicht. Trotz dieser Hindernisse haben die Menschen eine unglaubliche Kultur und einen ausgeprägten Sinn für Familie und Freundschaft mit ihren Nachbarn. Für den Fall, dass der Strom nicht funktioniert, nutzen sie Sonnenkollektoren oder verwenden Kerzen. Alle Bewohner sind durch ihre gemeinsamen Erfahrungen und ihren Stolz auf die Schönheit ihrer Heimat verbunden.

Auch zu mir waren alle sehr nett. Sie haben mich in ihre Häuser und Bars eingeladen und haben mich behandelt als wäre ich ein Familienmitglied. Sie haben mir überall einen Platz eingeräumt, damit ich mich wie zu Hause fühlen konnte und ständig überprüft, ob ich meinen Aufenthalt genieße. Es war eine wirklich schöne Erfahrung an einem Ort weit weg von
meiner Familie, Freunden und sogar der Welt, in der ich aufgewachsen bin zu sein, und doch ein Gefühl von Frieden zu spüren. Ich habe viele gute Erinnerungen aus meiner Zeit in Gulabgarh, die ich für immer bei mir tragen werde: Bei strömendem Regen auf dem Cricket-Feld Fußball mit den Kindern aus dem Dorf zu spielen, bei Kerzenschein in mein Tagebuch über meine Erfahrungen zu schreiben, das herzliche Lächeln der Menschen, die ich in meiner kurzen Zeit dort getroffen habe.



An die Lebendigkeit der Kultur werde ich mich immer erinnern, genauso wie an das Glücklichsein der Menschen und die atemberaubende Schönheit des Ortes – immer wenn ich an Gulabgarh denke (was ich oft mache). Wenn man dort hingeht, geht der Ort einem direkt in den Geist und das Herz. Ich war dort nur eine Woche, und doch vermisse ich ihn irgendwie. Es war ein seltsames Gefühl, einen Platz nach so kurzer Zeit zu verlassen und doch so eine Verbindung zu spüren. Meine Erfahrungen dort haben eine Sehnsucht geschaffen irgendwann zurückzukehren; eine Sehnsucht von der ich hoffe, dass ich sie nächsten Sommer befriedigen kann.


 

Samstag, 4. Mai 2013

Unser W.L.P. volunteer Alessandro

Heute wollen wir euch Alessandro vorstellen – er wird im Juni nach Gulabgarh reisen, um unsere Frauen vom Women’s Literacy Project zu besuchen, sie kennen zu lernen und in der Schule mit zu arbeiten.
Dies ist ganz aufregend: für uns, für Alessandro und natürlich auch für unsere Frauen.

Hier ein kurzes Interview, das wir mit ihm geführt haben:

Name: Alessandro Bordoli
Alter: 23
Kommt aus: Vero Beach, Florida, United States of America
Aber lebt derzeit in Spanien; der Grund?
Ich unterrichte für ein Jahr Englisch an einer Sprachschule in Santiago de Compostela.
Letztes Jahr habe ich meinen Bachelor Abschluss in Politischen Wissenschaften und Wirtschaft an der Universität von Florida gemacht.
Mein Plan ist Jura (vielleicht Internationales Recht) und Politik zu studieren; ich habe mich jedoch entschieden, bevor ich mich der Universität und meiner Karriere widme, noch ein paar Jahre neue Orte und Kulturen zu sehen und  erleben.
Meine Familie kommt ursprünglich aus Italien und wir besuchen unsere Verwandten dort jeden Sommer und diese internationale Erfahrung habe ich immer geschätzt.
Beruf:
Sprach- und Kulturassistent – Ich unterrichte Amerikanische Kultur als Ergänzung zu dem an der Schule angebotenen Englisch-Unterricht
Reisedaten:
Abreisedatum: 5. Juni 2013
Besuch in Gulabgarh: 08. bis 15. Juni (eine Woche Mitarbeit in der Schule und Unterstützung von Tashi.
Tashi holt mich in Srinagar ab und nimmt mich mit nach Gulabgarh.
Was hat dich zum W.L.P gebracht?
Ich habe dieses Jahr Mari de la Fuente getroffen, eine Kollegin hier in Spanien, und wir haben viel über Möglichkeiten gesprochen als Volunteer zu arbeiten. Ich habe bisher jedes Jahr einige Zeit im Jahr als Volunteer gearbeitet und suche immer wieder neue Möglichkeiten. Für den kommenden Sommer hatte ich ein besonderes Interesse an einem Langzeit-Programm in Afrika und Asien, da ich fast einen Monat (Juni) frei habe. Leider muss man für die meisten Programme erhebliche Gebühren entrichten und das kann ich mir als Student, der sehr viel Geld für die Universität aufbringen muss, nicht leisten.
Mari erzählte von ihren Erfahrungen mit Tashi und dem W.L.P. in Indien und ich dachte, dass dies eine perfekte Möglichkeit ist. Ich habe umgehend Tashi gemailt und vom ersten E-Mail-Austausch an wusste ich, dass dies die Möglichkeit war, nach der ich gesucht habe.
Ich bin begeistert, dass ich abseits der üblichen Touristen-Reiseziele reisen und die Kultur dieser Region erleben kann – so weit entfernt von meinem eigenen Zuhause.
Warum bist du an diesem Projekt interessiert?
Ich liebe es zu helfen. Meine Eltern kommen aus einem armen Elternhaus und haben es durch harte Arbeit zum persönlichen Wohlstand gebracht; sie haben uns (meinen 5 Brüdern und mir) ein Bewusstsein eingeflößt, dass es nicht allen Menschen so gut geht wie uns. Sie haben uns gelehrt immer zurück zu geben und Menschen zu helfen.
Die Möglichkeit in Gulabgarh als Volunteer zu arbeiten ist für mich besonders aufregend, weil es im Ausland ist und an einem Ort, an dem ich noch nie war.
Was sind deine Gefühle, wenn du an deinen Besuch denkst?
Aufgeregt, da ich Erfahrungen machen werde, nach denen ich immer gesucht habe. Und natürlich bin ich nervös – ich fahre an einen für mich neuen Ort, reise alleine und in eine Region der Welt, die die meisten Menschen hauptsächlich als Krisengebiet kennen.

Sonntag, 14. April 2013

Women’s literacy project, Gulabgarh – Wie die Frauen von Gulabgarh mich gefunden haben

Schon mal von Gulabgarh gehört? Wo soll das sein? Am Rande des indischen Himalaya? …ich dachte der Himalaya ist in Tibet und Nepal…in Indien gibt es Berge?....
So ähnlich ging es mir, als ich das erste Mal von Gulabgarh gehört habe. Ich, das erste Mal in Indien, hatte noch keine Vorstellung von diesem Land: seiner Vielfalt, seinen Farben, der Kultur, den Landschaften, seinen Menschen. Nur Respekt. Ein Satz von Michael Obert, einem deutschen Reisejournalisten, hätte der meinige sein können: „ Lange Zeit flößte mir der Gedanke an eine Reise nach Indien Angst ein. Ich fühlte mich nicht bereit für den Subkontinent und ich fürchtete, ich könnte mich darin auflösen“.
Heute kann ich sagen: ja, Indien hat mich nicht losgelassen. Was mich neben vielen Dingen an Indien auf meiner Reise (Rundreise durch Rajasthan) fasziniert hat, waren die Frauen. Kargheit, Armut, einfaches Leben und dann diese stolzen und so herzlichen Frauen. Schon merkwürdig, aber sie haben mich am wenigsten losgelassen. Sie haben mich sehr angeregt über mich und mein eigenes Leben, auch als Frau, nachzudenken. Ich, aufgewachsen in Deutschland, wohlbehütet auf dem Land, mit guter Schulbildung, einem Universitätsabschluss und einem guten Job.
Später dann erzählte mir Tashi Chering, mein indischer Reiseleiter, in seiner recht zurückhaltenden Art, von einem Frauenprojekt W.L.P., das er ins Leben gerufen hat.  Einem Sprachmissverständnisses zur Folge (ja, meine Englischkenntnisse sind ausbaufähig), dachte ich zunächst, dass es sich um einen Literaturclub für Frauen handelt (sorry!) und interessierte mich nur bedingt für das Projekt.

Später stellte sich der Irrtum heraus und ich erfuhr, dass W.L.P eine Schule für Frauen ist, die in Gulabgarh so die Möglichkeit bekommen schreiben, lesen, rechnen und englisch zu lernen. Ich habe Gulabgarh auf meiner indischen Karte gesucht und  gelernt, dass viele Frauen in der abgelegenen Region Paddar, in der Gulabgarh liegt, keine Schulbildung bekommen haben. Alles was ich von dem Projekt hörte, hatte für mich Hand und Fuß und Tashi habe ich vertraut.
Aber dennoch – ist es nicht besser ein Projekt zu unterstützen, dass sich für die Ausbildung der Mädchen direkt einsetzt? Also, dass sich um die Zukunft der Mädchen in Indien kümmert?
Aber wer setzt sich vor Ort für die Mädchen ein? Wer lernt mit den Mädchen? Wer sorgt dafür, dass die Mädchen eine gleiche Ausbildung wie die Jungen bekommen? Wer sind denn die Vorbilder dieser Mädchen? Und wer bringt den heutigen Jungen bei, dass sie später als Väter ihre Töchter möglichst gut ausbilden lassen?  Die Mütter!

Und als mir dies klar wurde, war mir klar, dass ich das W.L.P. unterstützen möchte.
Ich bin keine Feministin, aber ich finde wir Frauen auf der Welt sollten zusammenhalten. Und mein Dank geht an Tashi, der als Mann auch zu den Frauen hält J.
Ach ja, die indischen Frauen lassen mich nicht los. Auch auf meiner letzten Reise in Indien habe ich eine sehr bemerkenswerte indische Frau kennenlernen dürfen.
78 Jahre, kurze graue Haare, Jeans und Sneakers, hat in London Medizin studiert, 2 Söhne geboren, eine Karriere als Ärztin in Delhi gemacht und sich mit 40 von ihrem Mann scheiden lassen, weil es eine „bad marriage“ war. Leider habe ich vergessen nach ihrem Namen zu fragen.
Die Kraft dieser Frau wünsche ich mir und den Frauen in Gulabgarh.
Gruß Andrea