Diese Seite ist dem Women’s Literacy Project of Gulabgarh (Region Paddar, Bundesstaat Jammu & Kashmir, Indien) gewidmet. Das Projekt, im November 2010 von Tashi Chering ins Leben gerufen, hat das Ziel Analphabetismus unter Frauen in dieser Region zu bekämpfen.

Sonntag, 14. April 2013

Women’s literacy project, Gulabgarh – Wie die Frauen von Gulabgarh mich gefunden haben

Schon mal von Gulabgarh gehört? Wo soll das sein? Am Rande des indischen Himalaya? …ich dachte der Himalaya ist in Tibet und Nepal…in Indien gibt es Berge?....
So ähnlich ging es mir, als ich das erste Mal von Gulabgarh gehört habe. Ich, das erste Mal in Indien, hatte noch keine Vorstellung von diesem Land: seiner Vielfalt, seinen Farben, der Kultur, den Landschaften, seinen Menschen. Nur Respekt. Ein Satz von Michael Obert, einem deutschen Reisejournalisten, hätte der meinige sein können: „ Lange Zeit flößte mir der Gedanke an eine Reise nach Indien Angst ein. Ich fühlte mich nicht bereit für den Subkontinent und ich fürchtete, ich könnte mich darin auflösen“.
Heute kann ich sagen: ja, Indien hat mich nicht losgelassen. Was mich neben vielen Dingen an Indien auf meiner Reise (Rundreise durch Rajasthan) fasziniert hat, waren die Frauen. Kargheit, Armut, einfaches Leben und dann diese stolzen und so herzlichen Frauen. Schon merkwürdig, aber sie haben mich am wenigsten losgelassen. Sie haben mich sehr angeregt über mich und mein eigenes Leben, auch als Frau, nachzudenken. Ich, aufgewachsen in Deutschland, wohlbehütet auf dem Land, mit guter Schulbildung, einem Universitätsabschluss und einem guten Job.
Später dann erzählte mir Tashi Chering, mein indischer Reiseleiter, in seiner recht zurückhaltenden Art, von einem Frauenprojekt W.L.P., das er ins Leben gerufen hat.  Einem Sprachmissverständnisses zur Folge (ja, meine Englischkenntnisse sind ausbaufähig), dachte ich zunächst, dass es sich um einen Literaturclub für Frauen handelt (sorry!) und interessierte mich nur bedingt für das Projekt.

Später stellte sich der Irrtum heraus und ich erfuhr, dass W.L.P eine Schule für Frauen ist, die in Gulabgarh so die Möglichkeit bekommen schreiben, lesen, rechnen und englisch zu lernen. Ich habe Gulabgarh auf meiner indischen Karte gesucht und  gelernt, dass viele Frauen in der abgelegenen Region Paddar, in der Gulabgarh liegt, keine Schulbildung bekommen haben. Alles was ich von dem Projekt hörte, hatte für mich Hand und Fuß und Tashi habe ich vertraut.
Aber dennoch – ist es nicht besser ein Projekt zu unterstützen, dass sich für die Ausbildung der Mädchen direkt einsetzt? Also, dass sich um die Zukunft der Mädchen in Indien kümmert?
Aber wer setzt sich vor Ort für die Mädchen ein? Wer lernt mit den Mädchen? Wer sorgt dafür, dass die Mädchen eine gleiche Ausbildung wie die Jungen bekommen? Wer sind denn die Vorbilder dieser Mädchen? Und wer bringt den heutigen Jungen bei, dass sie später als Väter ihre Töchter möglichst gut ausbilden lassen?  Die Mütter!

Und als mir dies klar wurde, war mir klar, dass ich das W.L.P. unterstützen möchte.
Ich bin keine Feministin, aber ich finde wir Frauen auf der Welt sollten zusammenhalten. Und mein Dank geht an Tashi, der als Mann auch zu den Frauen hält J.
Ach ja, die indischen Frauen lassen mich nicht los. Auch auf meiner letzten Reise in Indien habe ich eine sehr bemerkenswerte indische Frau kennenlernen dürfen.
78 Jahre, kurze graue Haare, Jeans und Sneakers, hat in London Medizin studiert, 2 Söhne geboren, eine Karriere als Ärztin in Delhi gemacht und sich mit 40 von ihrem Mann scheiden lassen, weil es eine „bad marriage“ war. Leider habe ich vergessen nach ihrem Namen zu fragen.
Die Kraft dieser Frau wünsche ich mir und den Frauen in Gulabgarh.
Gruß Andrea